Schneller machen – mehr erleben! Druck und Hektik warten jeden Tag auf uns – manchmal schon am Frühstückstisch, bevor wir überhaupt das Haus verlassen. Kaum jemand hat Zeit und Lust, mal nichts zu tun und einfach nur zu sein. Wenn man nicht permanent etwas Aufregendes vorhat und einen vollen Terminkalender aufweisen kann, wird man schnell als faul und langweilig abgestempelt. Oder zumindest ziemlich argwöhnisch beäugt.
Selbst beim Yoga pushen sich viele Menschen bis zum Extrem: mehr Anstrengung, mehr Schweiß, mehr Biegsamkeit, perfekter Yoga-Body – nie ist es genug. Macht das Sinn?
Klar ist: Aktivität, Tun, Erschaffen gehören zum Leben. Aber es gibt eben auch die andere Seite, die nicht minder wichtig ist: Nichtstun, planlos den Tag genießen und schauen, was das Leben so bringt.
In einer Welt, die Aktivität vergöttert, ist es gar nicht so einfach, den Schalter umzulegen vom „Tun“ zum „Sein“. Mit den folgenden drei Schritten kannst du auf einfache Weise gelassener werden, kannst mehr Glück und Entspannung in dein Leben einladen.
1. Die Langsamkeit wiederentdecken und Multitasking aufgeben
Es ist eigentlich ganz einfach: Mach langsam. Iss langsamer, laufe langsamer, lies langsamer, arbeite langsamer (ja, auch das!).
Und höre auf mit dem Multitasking. Das bringt im Ergebnis sowieso nicht wirklich viel und lässt dich nur zerstreut und überfordert werden.
Durch Langsamkeit und einpünktige Aufmerksamkeit (= Aufmerksamkeit auf eine einzige Sache; das Gegenteil von Multitasking) wird der Geist automatisch ruhiger. Du fühlst dich zufriedener und glücklicher.
Aber dann kriegt man doch auch weniger hin, oder?
Jein. Erstens wirst du viel produktiver und machst weniger Fehler, wenn du alles langsam und mit Bedacht angehst. Du sparst also auf lange Sicht durchaus Zeit, weil du weniger korrigieren oder zweimal machen musst.
Aber zugegeben: Kurzfristig kann es erst mal so scheinen, als würde alles länger dauern.
Die Lösung: früher aufstehen und das Leben entrümpeln
Es gibt allerdings zwei einfache Schritte, mit denen du im Alltag mehr Zeit und Raum schaffen kannst.
Schritt 1: Früher aufstehen. Um auch kurzfristig genug Zeit für alle Dinge zu haben, die dir am Herzen liegen, ist es eine gute Idee, morgens ein bisschen früher aufzustehen. Das kann etwas Überwindung kosten, aber jetzt im Frühjahr ist eine gute Zeit, damit anzufangen.
Du hast dann genug Zeit für eine morgendliche Yoga- und Meditationspraxis, die dich zu Beginn des Tages erdet und deine Aufmerksamkeit fest in deinem Herzen verankert. Du kannst den Tag relaxt starten und bist nicht schon gestresst, bevor du überhaupt das Haus verlässt.
Schritt 2: Frühjahrsentrümpelung. Dinge und Menschen, die dir nicht mehr am Herzen liegen, müssen nicht auf ewig deine Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Die erste Hürde zum Entrümpeln des eigenen Lebens zu überwinden, ist meistens nicht ganz einfach. Aber wenn das erst mal geschafft ist, fühlt es sich richtig gut und befreiend an.
Das heißt konkret: Kündige Abos, die du sowieso nicht richtig nutzt. Verlasse Vereine und Gruppen, in denen du nur noch aus Gewohnheit oder Schuldgefühl bist. Verbringe weniger Zeit mit Menschen, zu denen du keine wirkliche Verbindung spürst. Entrümple deine Online-Aktivitäten wie Facebook-Kontakte, Lesezeichen, Newsletter etc. Verschenke deinen Fernseher (das mag extrem klingen, bringt aber viel freie Zeit). Miste deinen Kleiderschrank und dein Bücherregal radikal aus. Das sind nur ein paar erste Ideen. Sei selbst kreativ und finde heraus, wie du in deinem Alltag mehr Raum schaffen kannst.
Plötzlich fühlt sich das Leben viel freier an. Du hast mehr Zeit fürs Wesentliche oder einfach fürs Nichtstun.
In deiner Yogapraxis
Mache morgens deine Sonnengrüße zur Abwechslung mal so langsam wie möglich. Sei mit deiner Achtsamkeit in jeder einzelnen Phase der Bewegung ganz in deinem Körper. Du wirst wahrscheinlich feststellen, dass das erstmal ziemlich anstrengend ist. Aber du wirst auch merken, wie sich ein wunderbarer Fluss einstellt, der Anmut und Kraft mit sich bringt. Diese Langsamkeit aus den Sonnengrüßen kannst du dann in den weiteren Tag mitnehmen.
Beobachte die Tendenz deines Geistes, während der Yogapraxis schon den restlichen Tag planen zu wollen. Das ist Zeit- und Energieverschwendung, denn dein Geist weiß natürlich nicht, was der Tag wirklich bringen wird. Komm mit deiner Aufmerksamkeit immer wieder zur Wahrnehmung deines Körpers in der Yogahaltung zurück.
2. Entspannen, Loslassen und Genießen – Sein statt Tun
Genieße im Laufe deines Tages alle möglichen Kleinigkeiten: die laue Frühlingsluft auf der Haut, die hübsche Wolke am Himmel, den Duft eines blühenden Baums, das Kinderlächeln an der Fußgängerampel, das leckere Essen auf deinem Teller. Genieße das Leben mit allen Sinnen.
Lass im Alltag so oft wie möglich innerlich alle Anspannung los. Du kannst deinen Körper und deinen Geist jederzeit einfach entspannen. Das kostet weder Zeit noch Anstrengung.
Verbringe regelmäßig Zeit in Stille und genieße die äußere und innere Ruhe.
Bringe diese Qualitäten auch in deine Yogapraxis, besonders wenn du Yin Yoga übst. Versuche besonders bei den Vorwärtsbeugen und den Entspannungshaltungen, wirklich vollkommen loszulassen – zu entspannen. Genieße die sanfte Dehnung oder das vollkommene Nichtstun. Nimm mit jeder Faser deines Körpers wahr, wie gut es sich anfühlt, in der Stellung zu sein. Sei still.
Komme so immer mehr zur inneren Haltung, dein Leben als „Sein“ und nicht als „Tun“ zu erfahren.
3 . Akzeptieren und lieben, was jetzt da ist
Sträube dich nicht gegen das, was jetzt in deinem Leben ist, denn das ist sehr anstrengend und frisst viel Energie. Akzeptiere und liebe, was dir gegeben wurde.
Manche Umstände, die dir nicht passen, kannst du ändern. Dann tu es. Aber vergeude nicht deine Kraft damit, gegen Dinge zu kämpfen, die du nicht ändern kannst. Lasse Umstände hinter dir, die du nicht ändern oder akzeptieren kannst.
Das gleiche gilt für die Yogapraxis. Natürlich ist der Weg des Yoga mit einer gewissen Anstrengung verbunden – und das ist auch gut so. Durch Yoga möchten wir unseren Körper und Geist aktiv verändern, um mehr Kraft, Gesundheit und innere Ruhe zu erreichen. Manchmal stellen sich sehr schnell erstaunliche Fortschritte ein. Aber es gilt auch immer wieder, die Grenzen, die der eigene Körper heute aufzeigt, zu akzeptieren und nicht übermäßig dagegen anzukämpfen. Den eigenen Körper und Geist mit all ihren Unzulänglichkeiten zu lieben, ist der Grundstein für Gelassenheit und Glück. Durch diese Akzeptanz entspannt sich in dir vielleicht etwas ganz Grundsätzliches – und alte Grenzen lösen sich auf. Vielleicht auch nicht – und das ist völlig in Ordnung.
Wenn du eine wirklich große Lektion in Akzeptanz und Hingabe willst, dann reise auf eigene Faust nach Indien. Das wirkt bei fast jedem Wunder.
Gelassener werden – Fazit
Langsamer machen, genießen und akzeptieren – so kannst du mehr Gelassenheit in dein Leben einladen. Dann kommt eine wunderbare Stille zu dir. Du bekommst eine relaxte und glückliche Ausstrahlung, die dich ziemlich unwiderstehlich macht.